Wuffen, knuffen blaffen und frech klauen
06 Jan

Wuffen, knuffen blaffen und frech klauen

Ich sage euch, wenns der Chef jeweils nicht schafft, sein neues Spielzeug richtig zusammenzustecken, dann döse ich. Und wenn ich nichts zu saufen bekomme, reagiere ich clever und klaue. Lest selbst.

Ja. Lange habe ich mich nicht gemeldet. Keine Zeile. Walenstadt fasziniert mich. Ihr wisst es. Mein Leben erhielt neue Strukturen. Der Chef schwatzt in seinem Schreibgeschäft, tauscht dort Café gegen Gespräch. Und ich aale mich auf dem Holzrost an der Sonne. Beobachte Wasserläufer, Schmetterlinge und Vögel. Zudem tolle ich herum auf ausgedehnten Spaziergängen. Nicht mit dem Chef. Soll der doch im Geschäft schwatzen.

Manchmal muss ich einfach Katzen aufmischen

Manchmal jage ich Katzen. Dann lachen alle. Warum? Weil ich in die falsche Richtung renne. Oder durchstarte. Einfach los. Aufs Geratewohl. Kläffend. Gring ache u seckle. Oben, auf dem Bild liege ich zusammen mit Lara auf der Lauer. Unser Motto: Nur kein Wässerchen trüben, aber im passenden Moment voll parat. Wetten …?

Zugegeben, ich hab etwas die Seiten gewechselt. Nein, kein Wendehals. Ich hab den Chef schon lieb. Aber das Leben ist da, um es zu geniessen. So schleck ich halt dann und wann mal etwas Rahm. Wenns passiert, schnapp ich mir, was vom Tisch fällt. Ich sag euch, da gibts Zufälle. Es ist wie mit dem Klimawandel. Früher passierte sowas nicht. Hier aber, am Fusse der Churfirsten, ist vieles neu. Es sei halt ein Kraftplatz. Sagt der Chef. Dann nicken die Stadtner.

Freundinnen, Freunde. Ich werd’ älter. Mein Umfeld wird älter. Die Welt altert. Ebenso Max & Lio, die Enkel des Chefs. Die werden ganz schön umsorgt, wenn sie mal da sind. LEGO ohne Ende. Unterm Bett, also unter meinem Schlafplatz, bunkert der Chef Bananenkisten voller Grip-Säcke. Die sind gefüllt mit Objekten, in Einzelteile zerlegt, – mit Bauanleitungen. Raritäten.

Das Monstrum des Chefs. Was sagt ihr dazu?

Und wisst ihr, was er im pechschwarzen Sideboard «versteckt»? Den Liebherr-Bagger von LEGO-Technik (Bild). 4108 Teile, ein halbes Dutzend Motoren, zwei Batterie-Packs mit je zwölf AAA-Energy-Teils und so weiter. Diese chaotisch geordneten Steinchen, Räder, Stängelchen, Muffen, Rohre, Abzweigungen und so weiter warten auf perfektes Zusammengestecke. Stellt euch vor: Die beiden Manuals, also Bauanleitungen, sind je 500 Seiten dick. Dieser Mann … bald 65. Wen wunderts, erfährt niemand von seinen 1270 Facebook-Freundinnen und -Freunden, was er für ein Bauleiter ist. Einer, der wohl glaubt, ein Zitronenfalter falte Zitronen. Also leite ein Bauleiter … lassen wir das.

Der Chef ist jetzt schon einige Tage dabei, die Teile aus den sieben Säckchen mit der Nr. 1 zusammenzustecken. Immer wieder murmelt er «genial». Die rund 40 anderen Säckchen mit den Nummern 2 bis 6 lagern ebenfalls unterm Bett, direkt neben meinem Schlafplatz. Und wisst ihr was (Grinst mit seinen schiefen Beisserchen), schon zwei Mal musste der Chef mit Rückbauen beginnen. Das App auf seinem Handy weigert sich standhaft, den dringend nötigen Systemcheck abzuschliessen. Er fluchte. Nutzt aber nix. Die Konstrukteure machten bestimmt keine Fehler. Also … Ich döse dann halt etwas länger in der Stube. Oft spielt Siri Klassik oder es lärmen ewig Jimmy Page und Co.

Habe ich Durst, weiss ich mir zu helfen

Eigentlich habe ich eine viel bessere Geschichte. Sie passt zum Bild meines lieben Freundes Ueli Hiltpold. Herzlicher Gruss an dieser Stelle. Zurück zum Blog: Stellt euch vor, heute Freitag, wir schreiben den dritten Tag des neuen Jahres, waren wir bei Maja. Da gabs viel zu berichten, einiges zu knabbern. Gläser klimperten. Fröhliches Lachen alleweil. Nicht bei mir. Ich versuchte klar zu machen, wonach es mich gelüstet. Einfach so passiert ja nix. Kleine Hunde wie ich haben scheinbar keine Bedürfnisse. Seggswieswell. Ich vollführte hartnäckig all die bekannten Kapriolen. Stupfte mit der Nase, wuffte etwas verhalten, schnappte in die Luft. Blaffte. Echt mühsam tat ich. Niemand reagierte. Ich blieb anständig leise. Aber bestimmt. Nix Parix.

Nun soll jemand sagen, ich sei nicht verdammt clever. Ich guckte mich also um, entdeckte neben einem Stuhl eine mir sehr bekannte Handtasche. «FredsBruder» heisst der Brand. Und dieses Unding begann ich auszuräumen. Goodie-Bag raus, Rinderhautplastiksack raus, andere Dinge raus, Leine raus, Scheisssäcke raus. Alles raus auf den Teppich. Schlussendlich schnappte ich mir das zusammengefaltete knallrote Trinkgefäss, biss rein und zerrte es ebenfalls auf den Stubenteppich.

Wie riechts, wenn Hunde Käse verdauen?

Was meint ihr? Freundinnen, Freunde. Was passierte dann? Spitze Schreie. Bilbo da, Bilbo dort. Ich suhle mich darin, eine arme Sau  zu sein. Setze ein leidendes Gesicht auf – und schon schlabbere ich kristallklares, angenehm kühles Stadtner Leitungswasser.

Geht doch. Soll noch einer sagen, wir kleinen weissen Hunde hätten es nicht faustdick hinter den Ohren (lacht). Und manchmal furzen wir grässlich (lacht weiter und mimt dann theatralisch das Unschuldslamm). Was kann ich dafür, wenn Käse vom Tisch fällt.

Was noch?

Folgendes. Freundinnen, Freunde. Bleibt in Bewegung, damit ihr, wenns denn sein muss, gegen den Strom schwimmen könnt. Denn dann, meine Lieben, lernt ihr eine ganze Menge Menschen kennen.

Meine schiefe Fresse. Herzlich.

Fotos: Ueli Hiltpold, Paolo Foschini

 

 

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