Wenn die Kids auf dem Mond wären …
20 Dez

 Wenn die Kids auf dem Mond wären …

Herzig, flauschig, freundlich und zum Knuddeln. Ich bin verliebt in den Kleinen. In Bilbo. Trotzdem, ich möchte ich keinen Hund.

Eigentlich wollte ich eine Zeichnung mit vielen Hunden malen. Für dich. Boa. Hunde zeichnen. Ist nicht so einfach – im Fall. Braucht viel bis mir einer gelingt. Weisst du, lieber Bilbo, ich kann alles. Zeichnen. Malen. Hinsuddeln. Skizzieren. Dicke & dünne Hunde. Solche mit krummen Beinen, langem Schwanz oder viel zu dicken Bäuchen. Mit und ohne Flecken. Ein Ohr gross und viel zu eckig, das andere gerade so, wie es sein sollte.

Ich lass es. Lege die Malstifte beiseite und schreib dir einen Brief. Mein Kleiner. Dein Chef soll ihn dir vorlesen. Cool, gäll?

Lieber Bilbo, du hast mein Leben ganz schön auf den Kopf gestellt, weisst du das überhaupt? Du kleiner, flauschiger Schnüggel.

Ich sag dir, ihr Hunde tut mir leid. Habt ihr in unserer Gesellschaft einen schweren Stand. Ihr solltet alle Menschen mögen. Kinder lieben und euch mit jedem Hund gut verstehen. Möglichst nie bellen. Nicht ins Haus kacken oder so. Tja, der Mensch am Ende der Leine ist das Herrchen, manchmal das Fraueli. Bei dir, pardon, ists der Chef.

Letzthin im Restaurant, hast du dich auf deiner roten Decke hingelegt. So richtig gemütlich hast du dirs gemacht und ich denke: «Jöööh, wie schnusig.»

Wirklich schnusig. Soll ich dir drei, vier Unterschiede zwischen Hund und Kinder verraten, mon chèr?

Du liegst auf deiner Decke, total tiefentspannt. Dein Anblick senkt meinen Blutdruck. Aber: Hängt eins meiner Kinder ab. Chillt auf unserem Sofa, werde ich hässig. Denke: «Läck, dein Zimmer sieht aus, als wär dein Fernseher explodiert. Die Husi ist sicher nicht fertig.» Das ist der Grund, weshalb Kinder den Blutdruck erhöhen. Okay, dass vermute ich nun.

Will ich, dass meine Kinder mit mir rausgehen, muss ich, was weiss ich, versprechen. Ein Hund bringt sogar seine Leine. Bei jedem Wetter.

Ihr Hunde, ihr fresst alles. Und die Kinder? Naja. Gib einem Hund Büchsenfutter, er schlappert alles weg. Obschon es aussieht, als wäre es schon mal gefressen worden. Von einem Hund.

Und was ist mit meiner liebevoll, von Hand gemachten Lasagne? Da wird von allen Seiten gemotzt. «Iiihhh. Die ist mit Fleisch.» Tönt es von unserer auf Zeit-Vegi. Aus der gegenüberliegenden Ecke kommt ein, «Ich hol mir Ketchup.» Aus einer anderen Ecke der Küche höre ich: «Ach, ich habe keine Lust auf Lasagne. Nehme mir lieber ein Stück Brot.» Fakt ist: Bei vier Kinder ist immer eins am motzen, mindestens. Und ihr Fellnasen fresst alles. Immer.

Ist es nicht so, mein Kleiner: Ist dein Chef auch nur für ein paar Minuten weg und kommt zurück, stehst du da voller Wiedersehensfreude, direkt bei der Tür. Du freust dich auf deinen Chef, da wackelt nicht nur der Schwanz, nein der halbe kleine Hund wackelt als begänne er einen Rumpelstilzchentanz. Und ich? Ich kann froh sein, wenn überhaupt eines meiner Kinder meine Rückkehr wahrnimmt.

Und dennoch: Ich will keinen Hund. Ausser? Es wäre ein kleiner, weisser, herziger, flauschiger, lieber Hund.

Okay. Hund ist nicht gleich Hund. Es gibt da schon Ausnahmen. Weisst du, mein Kleiner. Aus einem herzigen, süssen Welpen gibt es ab und an einen verzogenen Kläffer. Ich denk da nicht an die Frauchen und Herrchen, die ihrem Liebling X-mal rufen und ihr Schätzeli kommt erst nach Stunden angedackelt. Oder an Bello der gerne an Menschen hochspringt ohne den Unterschied zu kennen zwischen einem Hundefreund und einer alten Frau am Stock.

Rico. Ich denk da an Rico. Ein schwarzer welche-Rasse-auch-immer-Vierbeiner. Ein in-alles-Reinbeisser. Da ist nichts sicher. Vor ihm. Auch kein Fuss. Läck Bilbo. Kannst du dir vorstellen wie schmerzhaft das ist? Wenn einer von deinen Hunden Freunde in einen bluten Fuss beisst. Wenn Blut fliesst. En masse. Und am Ende der imaginären Leine heissts etwa: «Er hät nu wölle spiele.»

Alors. Du schreibst mir sicher, das sei dann kein Freund gewesen. Schon klar. Und ich denk, die Kinder mit einem Hund zu vergleichen ist eigentlich unfair. So rufe ich der manchmal drögen Viererbande zu: «Ich habe euch lieb, aber wenn ihr nervt, könnte ich euch alle auf den Mond schiessen.»

Dich natürlich nicht lieber Bilbo. Wenn die auf dem Mond wären, würden sie mir fehlen, aber ich hätt Zeit und Musse einen Hund zu verknuddeln.

 

 

 

 

 

 

 

 

1 Kommentare zu “ Wenn die Kids auf dem Mond wären …

  1. Ueli Hiltpold - 16. April 2019 at 13:34

    die zeichnung ist einfach nur genial

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